Das Ripasso-Verfahren einfach erklärt
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Guido Lindemeyer
- MAGAZIN
- 18.03.2025

Du liebst italienische Weine und hast schon mal von Ripasso gehört, aber weißt nicht genau, was dahintersteckt? Keine Sorge, wir nehmen dich mit auf eine kleine Reise in die Welt des Ripasso-Verfahrens – einer faszinierenden Methode, die aus einem einfachen Valpolicella-Wein etwas ganz Besonderes macht.
Was ist das Ripasso-Verfahren?
Das Ripasso-Verfahren ist eine traditionelle Technik, die in der norditalienischen Weinregion Valpolicella angewendet wird. Dabei wird ein bereits fertiger Valpolicella-Rotwein mit den Rückständen (dem sogenannten Trester) aus der Amarone-Produktion vermischt. Dieser Trester besteht aus den Schalen, Kernen und Stielen der Trauben, die bei der Herstellung des berühmten Amarone della Valpolicella übrig bleiben.
Durch die Zugabe des Tresters setzt eine zweite Gärung ein, bei der der Wein zusätzliche Aromen, mehr Struktur, eine intensivere Farbe und einen höheren Alkoholgehalt entwickelt. Das Ergebnis ist ein Wein, der dem Amarone stilistisch ähnelt, aber eigenständig und oft etwas leichter ist.
Die Herkunft des Ripasso
Der Ripasso stammt aus der Valpolicella-Region, die sich rund um die Stadt Verona erstreckt. Diese Gegend ist nicht nur für ihre malerischen Landschaften bekannt, sondern auch für ihre herausragenden Weine, darunter der Amarone und eben der Ripasso. Die Verbindung zwischen diesen beiden Weinen ist eng, denn ohne den Amarone gäbe es den Ripasso nicht.
Wie entsteht ein Ripasso-Wein?
Die Herstellung eines Ripasso-Weins ist ein zweistufiger Prozess:
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Erste Gärung: Zunächst wird ein klassischer Valpolicella-Wein hergestellt. Dieser Wein ist bereits trinkfertig, hat aber noch Potenzial für mehr Komplexität.
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Zweite Gärung: Der fertige Valpolicella wird mit dem Trester aus der Amarone-Produktion vermischt. Die in den Traubenschalen enthaltenen Hefen und der restliche Zucker lösen eine zweite Gärung aus. Dieser Schritt verleiht dem Wein zusätzliche Aromen, Tannine und eine dunklere Farbe.
Das Ergebnis ist ein Wein, der reichhaltiger und komplexer ist als ein einfacher Valpolicella, aber nicht so intensiv wie ein Amarone.
Der Geschmack eines Ripasso
Ein gut gemachter Ripasso überzeugt mit seiner aromatischen Vielschichtigkeit. Du findest Noten von dunklen Früchten wie Kirschen, Pflaumen und Beeren, die oft von Nuancen von Gewürzen, Vanille, Schokolade und sogar einem Hauch von Leder begleitet werden. Diese Aromenvielfalt entsteht durch die zweite Gärung und häufig auch durch die Lagerung in kleinen Holzfässern.
Im Mund ist der Ripasso mittelschwer bis kräftig, mit einer angenehmen Balance zwischen fruchtiger Süße und frischer Säure. Ein Wein, der sowohl pur als auch zu deftigen Gerichten ein Genuss ist.
Die Rebsorten im Ripasso
Die Charakteristik eines Ripasso-Weins wird maßgeblich von den Rebsorten bestimmt, die in der Valpolicella-Region angebaut werden. Dazu gehören vor allem Corvina, Corvinone, Rondinella und Molinara. Die Corvina ist dabei oft die dominante Sorte, da sie besonders aromatisch ist und dem Wein seinen unverwechselbaren Charakter verleiht.
Ripasso vs. Amarone: Was ist der Unterschied?
Der Hauptunterschied zwischen Ripasso und Amarone liegt in der Herstellung. Beim Amarone werden die Trauben vor der Gärung getrocknet, um die Aromen und den Zucker zu konzentrieren. Dieser Prozess, genannt Appassimento, führt zu einem sehr kräftigen und alkoholreichen Wein.
Beim Ripasso hingegen wird ein bereits fertiger Valpolicella-Wein mit den Rückständen des Amarone noch einmal vergoren. Das Ergebnis ist ein Wein, der dem Amarone ähnelt, aber eigenständig und oft etwas leichter ist.
Ripasso ist ein geschützter Begriff.
Ripasso ist eine geschützte Bezeichnung (DOC oder DOCG), die sicherstellt, dass nur Weine aus Valpolicella, die nach diesem speziellen Verfahren hergestellt wurden, den Namen tragen dürfen. Es gibt klare Regeln: Die Menge des Ripasso darf doppelt so groß sein wie die des zuvor abgefüllten Amarone, und es dürfen bis zu 15 % fertiger Amarone hinzugefügt werden, um die Qualität zu steigern.
Warum du Ripasso probieren solltest
Der Ripasso ist ein Wein, der das Beste aus zwei Welten vereint: die Zugänglichkeit eines Valpolicella und die Komplexität eines Amarone. Er ist perfekt für alle, die einen vielschichtigen, aromatischen Wein suchen, ohne den Preis eines Spitzenweins zu zahlen. Also, worauf wartest du? Probier doch mal einen Ripasso – vielleicht wird er dein neuer Liebling!
Cheers!