Im Gespräch mit Pia Strehn: Wie sie den Rosé neu definiert
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 17.03.2025

Das Burgenland ist vor allem für seine Rotweine bekannt, doch auch Weiß- und Süßweine spielen eine Rolle. Ein Spitzenrosé war jedoch bisher eher unüblich. Was hat dich dazu bewegt, den Fokus eures Betriebs auf die Roséproduktion zu legen?
Meine Mission war schon immer, Wein neu zu denken. Ich wollte etwas machen, das noch nie jemand versucht hatte. In Rosé hab ich mein Potential erkannt – ich liebe einfach alles an diesem Weinstil.
Mit dem Jahrgang 2016 wurde im Frühjahr 2017 dein erster Rosé präsentiert. Wurde der Wein direkt von den Kunden und der Fachpresse gefeiert oder bist du zunächst auf Skepsis gestoßen?
Die Kunden fanden es gut, die Fachmedien fanden es ok. Es dachte niemand, dass der Rosé einmal so zurück kommen würde.
Der erwähnte Rosé trägt den Namen "Der Elefant im Porzellanladen" und wurde von dir zusammen mit deinen Brüdern Patrick und Andy im Tonneaux ausgebaut – ganz wie ein hochwertiger Rot- oder Weißwein. Das Resultat war ein Rosé, wie es ihn in Österreich bislang nicht gab. Dieser aufwendige Prozess spiegelt sich natürlich auch im Preis wider, und du bist in eine Preiskategorie vorgestoßen, die für Rosé außerhalb der Provence selten ist. Wie haben deine Kunden darauf reagiert?
Sehr gut – man erkennt die Qualität und muss aus den Köpfen rausbekommen, dass Rosé immer leicht und fruchtig sein soll … Er kann auch mehr. Er kommt von den gleichen Lagen wie die besten Rotweine und wird mit höchster Sorgfalt geerntet und in den wunderbarsten Fässern ausgebaucht – warum soll das weniger Wert sein als Weiß und Rotwein?
"Der Elefant im Porzellanladen" ist eine Redewendung für ungeschicktes Verhalten. Tatsächlich aber ist der Elefant sehr sensibel und tastet seine Umgebung vorsichtig mit seinem Rüssel ab. Wie kam es zu dieser Namensgebung, und wie spiegelt sich dies im Wein wider?
Es kam daher, dass dieser Rosé ungewöhnlicher Weise im Holzfass vergoren wurde und auf Lagerfähigkeit ausgerichtet war – ein unkonventioneller Wein mit einem unkonventionellen Namen.
Viele deiner Weinetiketten sind mit einem Elefanten versehen. Welche Bedeutung hat der Elefant für dich und warum spielt er eine so prominente Rolle auf den Etiketten?
Der Elefant ist ein altes Glückssymbol – und mir hat mein Rosé sehr viel Glück gebracht.
Heute werden rund 90 Prozent eurer Rotweintrauben zu Rosé verarbeitet, und die Weine sind sehr gefragt. Rückblickend scheint dein Weg der richtige gewesen zu sein. Gab es dennoch Momente, in denen du an deiner Entscheidung gezweifelt hast, insbesondere angesichts der Größe eures Betriebs mit über 50 Hektar Rebfläche?
Ja, ich muss sagen es war ein leicht mulmiges Gefühl, alles auf eine Karte zu setzen. Aber ich sah die Chance und entschied mich dazu, dann gabs kein Zurück mehr. Visionen haben ist leider nicht genug, man muss sehr hart mit einem guten Team an der Umsetzung arbeiten.
In Deutschland gibt es seit etwa 7 bis 8 Jahren einen Rosé-Boom. Allerdings hat Rosé hier noch nicht den Stellenwert von Weiß- oder Rotwein, was sich auch am durchschnittlichen Verkaufspreis widerspiegelt. Über 12 Euro für einen Rosé werden selten gezahlt – außer er stammt aus der Provence. Ist das in Österreich ähnlich? Und glaubst du, dass Rosé weltweit bald den Status eines guten Weiß- oder Rotweins erreichen wird?
Rosé wird zwar medial sehr hoch gepriesen, ist aber mengenmäßig noch sehr rar in Österreich, 4 % Marktanteil waren es dieses Jahr. Ich glaube fest daran, dass durch weiterhin steigende Qualität der Konsum zunehmen wird.
Man nennt dich oft "Miss Rosé". Fühlst du dich durch diesen Titel geehrt, oder findest du das eher anstrengend?
Da ich mir den Titel nicht selbst verliehen habe, empfinde ich es ein sehr liebes Kompliment.
Dein aktuelles Sortiment umfasst sechs verschiedene Rosé-Weine, darunter Still- und Schaumweine. Planst du in Zukunft, dein Rosé-Sortiment weiter auszubauen?
Nein, ich denke wir haben bereits sehr viel Facettenreichtum im Sortiment – ich möchte einfach jedes Jahr immer mehr Herkunft durch die Weine transportieren.
In diesem Jahr wurdest du besonders geehrt: Dein 2023er Blaufränkisch Rosé wurde als offizieller Wein der Salzburger Festspiele ausgewählt. Hättest du dir je träumen lassen, dass ein Rosé von dir bei solch einem renommierten Event ausgeschenkt wird?
Ehrlich? Nein, es war ein großer Wunschtraum. Es stand auf meiner Ziele Liste, aber es schien mir unerreichbar zu sein, da es bis vor zwei Jahren gar keinen Rosé bei den Festspielen gab.
Deine Weine sind jedoch nicht nur im deutschsprachigen Raum beliebt, sondern auch international. So hast du beispielsweise zusammen mit dem schwedischen Popsänger Magnus Carlsson einen Wein kreiert, der in Schweden äußerst erfolgreich ist. War diese Kooperation Zufall, oder hast du gezielt auf so eine Zusammenarbeit hingearbeitet?
Das war ehrlich ein Zufall – er hat meinen Rosé in Schweden getrunken und der hat ihm so gut geschmeckt, dass er zu seinem Team sagte, dass er sich mit diesem Wein eine Celebtrity Edition vorstellen könnte.
Ihr bewirtschaftet eure Weinberge biologisch. Wie beeinflusst der Klimawandel eure Arbeit und die Weinberge?
Natürlich, sehr. Unsere Herausforderung sind die steigenden Temperaturen, die langen Trockenphasen und die Alkoholausbeute.
Zum Abschluss: Hast du eine besondere Speiseempfehlung für deinen Blaufränkisch Rosé und den "Elefant im Porzellanladen"?
Unbedingt Steak Tartar oder Thunfisch Sashimi.