Kultwinzer Martin Tesch im Interview

Martin Tesch, Kultwinzer von der Nahe

Heute sprechen wir mit Martin Tesch, der seit 1997 das Familienweingut Tesch in Langenlonsheim an der Nahe leitet. Das Weingut hat eine rund 300-jährige Geschichte und wird seit 1997 von Dr. Martin Tesch geführt. Seine Weine, wie der Riesling Unplugged oder der Blanc de Noir "Deep Blue", sind seit Jahren sehr beliebt.

Martin, Du hast Biologie studiert und im Bereich Molekulare Biologie promoviert. Das klingt zunächst nicht nach der klassischen Vorbereitung, um ein Familienweingut zu übernehmen. Wie kam es dazu, dass Du 1997 in das Weingut eingestiegen bist?

An der Wissenschaft hatte ich viel Freude.  Aber neben meinem Studium habe ich in Weingütern, Sektkellereien und Brauereien gearbeitet. Der „Lebensraum Weingut“ war also immer eine Option. Irgendwann haben wir als Ehepaar beschlossen, das wir hier leben möchten und wir uns dieses Kleinunternehmen zutrauen. Meine Frau war übrigens vor mir auf dem Weingut, um herauszufinden ob dieses Leben etwas für sie ist. Ich hatte ja aus meiner Kindheit schon eine ungefähre Vorstellung.  Aber die Realität ist natürlich immer ganz anders.

Unplugged der Schlüssel zur Veränderung

Als Du im Jahr 2002 deinen ersten Riesling Unplugged (Jahrgang 2001) auf den Markt gebracht hast, verärgerte das zunächst die Stammkundschaft, da der Wein radikal anders war als die bisherigen Weine im Sortiment. Ihr habt viele Kunden verloren und es hagelte Kritik. Wirtschaftlich hat euch das ziemlich hart getroffen, dennoch sagst Du heute, dass der Unplugged der Wein deines Lebens war. Warum genau?

Weil wir gelernt haben, daß Veränderung etwas Positives ist.  Das hat uns mutig gemacht. Der Wechsel zu Drehverschlüssen, die Einführung von Leichtglas, der Farbcode für die Spitzenlagen oder die Spezialisierung auf ganz trockene Weine…  All das wird auf dem Markt erst mal skeptisch gesehen. Ohne die Unplugged-Erfahrung hätten wir uns mit diesen Veränderungen schwerer getan.  Insofern war Unplugged der Stein, der im Weingut Tesch vieles ins Rollen gebracht hat.

Durch die Toten Hosen war dein Wein plötzlich im Backstage-Bereich bei Konzerten präsent und möglicherweise auch der Türöffner für Festivals wie Rock am Ring und Wacken, bei denen deine Weine ausgeschenkt werden. Bist Du persönlich hin und wieder als Besucher bei den Festivals vor Ort?

Mein Sohn Johannes hat mit seinen Freunden vor ein paar Jahren „Rock am Ring“ übernommen. Mit Anfang 20 ist das ja auch viel aufregender. Ich selbst komme nur noch dazu, um befreundete „alte“ Bands anzufeuern.  

Für mich gehört der Drehverschluss zu den besten Verschlüssen für Wein. Weine unter Schraubverschluss sind in der Regel reintöniger und die Flaschenvariationen geringer, gleichzeitig reifen die Weine langsamer. Auch optisch hat sich in den letzten Jahren viel getan, und der Edelschraubverschluss setzt sich langsam auch im Segment oberhalb der Gutsweine durch. Du warst 2005 einer der ersten VDP-Winzer, die komplett auf Drehverschluss umgestellt haben. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Schritt nicht bei allen Kunden und beim VDP gut angekommen ist, oder?

Für unsere Weine ist der Drehverschluß perfekt. Die Lagen-Rieslinge entwickeln sich mit beeindruckender Klarheit. Das ist sehr wichtig, wenn man den vollen Charakter des Weinbergs und  des Jahrgangs in einem ausgewogenen, komplexen reifen Wein genießen möchte.  Dann ist der Wein ein Fenster zur Natur.

Gleichzeitig hast Du die Etiketten umgestaltet und nur noch die Lage und die Rebsorte auf das Frontetikett drucken lassen, und auf Prädikatsstufen verzichtet. Was war der Grund hierfür?

Als wir die Farben für die verschiedenen Lagen-Rieslinge eingeführt haben, gab es die High-Tech Drehverschlüsse noch nicht. Das war noch in der Kork-Ära. Damals gab es auch noch kein Großes Gewächs …

Das Ziel war, eine Serie von trockenen Spitzenlagen-Rieslingen auch international verständlich zu machen. Es gibt in jeder Sprache ein Wort für grün oder blau. Der Lagenname „Langenlonsheimer Königsschild“ ist für viele Weinfreunde ein Zungenbrecher. Und bei dem Begriff „Spätlese“ erwarten die meisten Menschen einen süßen Wein. Wir haben also maximal reduziert.  Rückblickend hat das sehr gut funktioniert.

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Trotz des Auf und Abs in den ersten Jahren hat dein Vater dir den Rücken gestärkt. Gab es nie große Diskussionen oder Streitgespräche?

Wir diskutieren in der Familie immer noch fast täglich. Aber das war für meinen Vater schon ein großer Schritt. Er hat als Kriegskind kein Englisch gelernt und konnte mit dem Begriff „Unplugged“ nichts anfangen. Mein Vater hat mir dann aber einen Brief über sieben Seiten geschrieben, in dem er sich den Begriff „Unplugged“erklärt. Und das ohne Google. Keine Ahnung wie er das gemacht hat.

Der Klimawandel und die damit verbundenen Wetterlagen beeinflussen auch den Weinbau stark. Gerade Winzer wie Du, die umweltschonenden Weinbau betreiben, stehen vor großen Herausforderungen. Da deine Rebanlagen zum Teil über 50 Jahre alt sind und in der Erziehung hier nicht mehr viel verändert werden kann, wirst Du wohl bei Neuanlagen andere Wege gehen, um die Weinberge auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten. Was hast Du hier geplant, bzw. welche Veränderungen wird es geben?

Die alten Weinberge sind bei der Hitze und der Trockenheit erst mal nicht das große Problem. Die alten Rebstöcke haben  Wurzeln wie Bäume. Als diese Weinberge von den 60ern bis in die 80er gepflanzt wurden, war das weinbauliche Ziel die maximale Reife.

Das hat sich im letzten Jahrzehnt geändert. Unser weinbauliches Ziel ist die Verlängerung der Reifezeit, damit dichte, intensive  Aromen ausgebildet werden. Dazu muß man alles unternehmen, um die Temperatur im Weinberg zu senken. Das senkt dann auch die Verdunstungsrate und den Trockenstreß.  Die Böden und Früchte werden heute beschattet. Dazu werden die Zeilen von West nach Ost gepflanzt und die Laubwände werden sehr hochgezogen.   

Die ersten Weine aus diesen neuen Weinbergen zeigten auch in einem extremen Jahrgang wie 2022 „kühle“ Aromen und auch der Ertrag war OK. Man wird sehen in weit man sich an die neuen Gegebenheiten anpassen kann.

Wie siehst Du die Zukunft des Rieslings in Deutschland in Bezug auf den Klimawandel? Werden PIWIs für Dich in Zukunft eine Rolle spielen oder gar keine Rolle?

Riesling wird ja international unter viel extremeren Bedingungen angebaut als in Deutschland. Von den Kollegen aus Spanien, Sizilien und Australien kann man eine Menge lernen. Temperatur scheint für Riesling nicht das große Problem zu sein. Der Riesling hat den großen Vorteil, daß  er bei zu hohen Temperaturen „aussteigt“ – das heißt die Assimilation stoppt. Das heißt, die Weine haben später recht niedrige Alkoholgehalte. Das ist bei anderen Rebsorten anders.  Ich habe Einzellagen-Rieslinge aus Clare Valley verkostet, die 10 Volumenprozent hatten und ausdrucksstark waren.

Die Erfahrung der Hitze-Riesling Produzenten ist, daß man dem Wasserhaushalt eine besondere  Aufmerksamkeit widmen sollte. Denn Trockenstreß ist sensorisch ein größeres Problem.

Wir haben aber letztes Jahr auch PIWIs gepflanzt, damit wir praktische Erfahrung sammeln.

Veränderung ist ja etwas positives

Mit deinem Sohn Johannes steht schon die nächste Generation in den Startlöchern. Wie funktioniert die Zusammenarbeit und wie lange hast Du noch vor, an vorderster Front zu stehen?

Zunächst studiert er ja noch und das hat Vorrang. Johannes hat bei seiner Ausbildung an der Mosel und an der Saar eine riesige Begeisterung für alle möglichen Weinthemen entwickelt. Bestimmte Fixpunkte wie „Riesling“, „interessante Lagen“ und „handwerkliche Arbeit“ sind aber auch bei ihm durch die Ausbildung gesetzt.  Er wird im Laufe der Zeit seine sehr klaren Vorstellungen auch hier im Weingut in die Tat umsetzen. Meine Aufgabe wird dann sein, ihn dabei zu unterstützen. Denn Veränderung ist ja etwas Positives.  

Jochen Mössner

Weinexperte / Einkaufsleiter