Neue Akzente in der Pfalz: Viognier und Chenin Blanc auf dem Vormarsch
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 27.05.2025

In den Weinbergen der Pfalz ist ein leiser Wandel zu beobachten. Neben den klassischen Rebsorten wie Riesling, Grauburgunder oder Spätburgunder machen sich in jüngster Zeit zwei eher aus dem Ausland bekannte Namen bemerkbar: Viognier und Chenin Blanc. Was früher eher als südfranzösische Exoten oder Loire-Spezialitäten galten, taucht nun immer häufiger auf Etiketten pfälzischer Weingüter auf. Warum also dieses neue Interesse an Rebsorten, die bisher eher abseits des deutschen Weinradars lagen?
Klimawandel als Türöffner
Der offensichtlichste Grund: die veränderten klimatischen Bedingungen. Die Pfalz gehört ohnehin zu den wärmsten und trockensten Regionen Deutschlands – und die Sommer werden heißer. Sorten wie Viognier, die traditionell aus dem sonnenverwöhnten Rhône-Tal stammen, kommen mit diesen Bedingungen hervorragend zurecht. Sie benötigen viel Wärme, um ihre typische Aromatik – Pfirsich, Aprikose, florale Noten – voll zu entfalten. „Vor 20 Jahren hätte Viognier in der Pfalz kaum eine Chance gehabt“, hört man sehr oft von pfälzer Winzern. Heute reift er problemlos und bringt erstaunlich komplexe Weine hervor.“
Auch Chenin Blanc, ursprünglich in der Loire beheimatet, profitiert vom milderen Klima. Die Rebsorte ist für ihre Vielseitigkeit bekannt – von trocken bis edelsüß, von still bis schäumend – und besitzt eine hohe Säurestabilität, die sie für wärmere Anbaugebiete interessant macht. In der Pfalz liefert sie inzwischen frische, strukturierte Weißweine mit Substanz, ohne dabei an Eleganz zu verlieren.
Trend zur Individualität und Experimentierfreude
Neben dem Klima spielt auch ein Wandel im Selbstverständnis der Winzer eine Rolle. Die junge Generation ist experimentierfreudiger, internationaler aufgestellt und weniger auf Tradition fixiert. Sie sind gut vernetzt, reisen viel und bringen neue Ideen mit in ihre Betriebe. „Wir wollen uns abheben und neue Facetten zeigen“, heißt es oft. Viognier und Chenin Blanc sind dafür perfekte Werkzeuge – sie bieten Aromenprofile, die sich klar von Riesling oder Weißburgunder unterscheiden, und eröffnen sensorisch neue Wege.
Zukunft mit Perspektive
Ob Viognier und Chenin Blanc in der Pfalz dauerhaft Fuß fassen, bleibt abzuwarten – doch die Zeichen stehen gut. Erste Jahrgänge zeigen vielversprechende Ergebnisse, sowohl qualitativ als auch hinsichtlich der Nachfrage. Der Klimawandel bringt Herausforderungen, aber eben auch neue Chancen. Und wer weiß: Vielleicht gelten diese "Neuen" bald nicht mehr als exotisch, sondern als fest verankerte Größen im pfälzischen Rebsortenspiegel.