PIWI-Rebsorten - ein Stück Zukunft
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 01.03.2024

Was sind PIWi´s?
PIWI steht für Pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Sie werden durch gezielte Kreuzungen von verschiedenen Rebsorten gezüchtet. Dabei werden in der Regel Wildreben aus Nordamerika, die natürliche Resistenz gegenüber Pilzkrankheiten wie Mehltau und Falschem Mehltau aufweisen, mit europäischen Rebsorten der Vitis Vinifera gekreuzt. Diese europäischen Rebsorten werden wegen ihrer geschmacklichen Eigenschaften und ihres Potenzials für die Weinherstellung geschätzt, jedoch sind sie anfälliger für Krankheiten.
Die Kreuzungen werden sorgfältig durchgeführt, um die gewünschten Merkmale zu kombinieren, nämlich die Widerstandsfähigkeit der amerikanischen Wildreben mit dem Geschmack und den damit verbundenen Eigenschaften der europäischen Edelreben. Nach der Kreuzung werden die resultierenden Hybridsämlinge auf ihre Eigenschaften hin untersucht und die vielversprechendsten Kandidaten ausgewählt.
Diese ausgewählten Sämlinge werden dann weiter kultiviert und getestet, um ihre Leistung im Weinberg und die Qualität des erzeugten Weins zu bewerten. Nur die erfolgreichsten Sorten werden weiterverbreitet und als PIWI-Rebsorten registriert. Die Züchtung von PIWI-Rebsorten erfordert viel Geduld und Expertise, da es Jahre dauern kann, bis eine neue Sorte entwickelt und für den kommerziellen Anbau freigegeben wird. Dennoch haben diese Bemühungen zu einer wachsenden Auswahl an Rebsorten geführt, die den Winzern alternative Möglichkeiten bieten, umweltfreundlicher und nachhaltiger Wein anzubauen.
Geschichte und Ursprung
In Frankreich begannen in den 1950er Jahren verschiedene Züchtungsprogramme, um neue Rebsorten zu entwickeln, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten waren. Ein bedeutendes Beispiel für diese Bemühungen war die Arbeit von Forschern wie Pierre Galet und Raymond Bernard an der INRA (Institut National de la Recherche Agronomique). Die französischen Winzer und Forscher nutzten ähnliche Züchtungsmethoden wie ihre deutschen Kollegen, indem sie Wildreben aus Amerika, die Resistenz gegenüber Krankheiten wie Mehltau und Falschem Mehltau zeigten, mit traditionellen europäischen Rebsorten kreuzten. Dabei lag der Fokus darauf, neue Rebsorten zu schaffen, die nicht nur widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten waren, sondern auch den hohen Qualitätsansprüchen des französischen Weinbaus genügten.
PIWI heute
PIWI-Rebsorten gewinnen in der Weinwelt zunehmend an Bedeutung. Diese neuen Hybridreben reduzieren durch ihre natürliche Resistenz die Notwendigkeit chemischer Behandlungen im Weinberg, was ökologisch nachhaltiger ist und den ökologischen Fußabdruck des Weinbaus verringert. Durch intensivierte Forschung und damit Steigerung der Qualität gewannen die PIWI´s zunehmend an Beliebtheit. Im Zuge des wachsenden Interesses an nachhaltigem Weinbau könnten PIWI-Rebsorten in Zukunft eine bedeutende Rolle spielen und die Weinindustrie in eine umweltfreundlichere Richtung lenken.
Deutschland ist hier aktuell federführend, die staatlichen Einrichtungen in Geisenheim, Weinsberg, Freiburg und Hohenheim brachten einige hervorragende Züchtungen hervor. Zwei der vielversprechendsten weißen Züchtungen stammen aus Deutschland, nämlich Cabernet Blanc und Souvignier Gris. Im Rotweinbereich finde ich Cabernet Cortis und Satin Noir sehr spannend, wobei letztere in der Schweiz gezüchtet wurde.
Wichtige PIWI-Sorten:
Souvignier Gris
Cabernet Blanc
Regent
Johanniter
Solaris
Cabernet Cortis
Satin Noir
Helios
Bronner
Prior
Fazit
Angesichts des Klimawandels gewinnen PIWI-Rebsorten auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Die steigenden Durchschnittstemperaturen und Veränderungen in den Niederschlagsmustern machen traditionelle Rebsorten anfälliger für Pilzkrankheiten. Daher suchen Winzer vermehrt nach Alternativen, die resistenter gegen diese Bedrohungen sind.
Insgesamt spielen PIWI-Rebsorten eine immer wichtigere Rolle in der deutschen Weinindustrie. Sie stellen nicht nur eine Antwort auf die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen des Klimawandels dar, sondern eröffnen auch neue Möglichkeiten für die Vielfalt und Qualität des deutschen Weins.
Meine persönlichen Empfehlungen:
Grapes of Glory nennt Christian Hirsch seine beiden Cuvées die komplett aus PIWI-Rebsorten cuvéetiert wurden. Er beschreibt die Weine als trockene Pionierweine aus glorreichen, von Natur aus robusten Trauben. Ob Pionierweine oder nicht, ich finde beide Weine mehr als bemerkenswert und sie gehören zu den besten Weinen aus Deutschlands "PIWI-Blase".
Sein Grapes of Glory Weisswein wurde aus Souvignier Gris, Cabernet Blanc und Sauvitage erzeugt und reifte zum Teil in Barriques.
Der rote Grapes of Glory wurde aus Satin Noir und Cabernet Cortis erzeugt und reifte komplett in Barriques.