Proxy-Weine - eine Alternative zu alkoholfreiem Wein
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 01.03.2025

Was sind Proxy-Weine?
Ein Glas Wein ohne Alkohol, ohne Trauben und dennoch mit der komplexen Aromatik eines edlen Tropfens – genau das versprechen sogenannte Proxy-Weine. Diese innovativen Getränke, die an Wein erinnern, aber technisch gesehen kein Wein sind, werden aus einer Kombination von Fruchtsäften, Tees, Gewürzen, Kräutern und anderen natürlichen Zutaten hergestellt. Der Name „Proxy“ leitet sich vom englischen Wort für „Stellvertreter“ oder „Ersatz“ ab, was darauf hinweist, dass diese Getränke eine Alternative zum traditionellen Wein darstellen sollen.
Warum gibt es Proxy-Weine?
Die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen wächst rasant. Ob aus gesundheitlichen Gründen, religiösen Überzeugungen oder einfach einer bewussteren Lebensweise – immer mehr Konsumenten suchen nach geschmacklich anspruchsvollen Getränken, die ohne Alkohol auskommen. Klassische entalkoholisierte Weine kämpfen oft mit geschmacklichen Defiziten, da der Alkohol ein zentraler Träger von Aromen und Mundgefühl ist. Proxy-Weine hingegen setzen nicht auf den Entzug von Alkohol aus echtem Wein, sondern kreieren ein völlig neues Getränk, das Weinaromen nachahmt, ohne je ein Gärungsprodukt gewesen zu sein.
Wie werden Proxy-Weine hergestellt?
Anstelle von vergorenen Trauben nutzt die Herstellung von Proxy-Weinen ein breites Spektrum an Zutaten. Kombiniert werden beispielsweise:
- Fruchtsäfte wie Johannisbeere, Granatapfel oder Birne für Fruchtigkeit
- Tee-Extrakte wie Oolong oder schwarzer Tee für Tannine
- Gewürze und Kräuter wie Kardamom, Lavendel oder Rosmarin für Komplexität
- Essige oder fermentierte Zutaten für Säure und Struktur
Die Kombination dieser Komponenten ermöglicht es, das Geschmacksprofil eines Weins nachzubilden – mit Tiefe, Balance und Länge im Abgang.
Sind Proxy-Weine eine ernstzunehmende Alternative?
Während manche Weinliebhaber skeptisch bleiben, zeigt sich insbesondere in der gehobenen Gastronomie ein wachsendes Interesse. Spitzenrestaurants wie das renommierte „Noma“ in Kopenhagen bieten eigene Proxy-Kreationen an, die gezielt auf Speisen abgestimmt sind. Statt als bloßer Weinersatz werden diese Getränke als eigenständige Pairing-Optionen betrachtet, die neue Geschmackserlebnisse ermöglichen.
Proxy-Wein auf Basis von entalkoholisiertem Wein
Es gibt auch Proxy-Weine, die entalkoholisierten Wein als Basis verwenden. Während viele klassische Proxy-Weine komplett ohne fermentierte Trauben auskommen, kombinieren einige Hersteller entalkoholisierten Wein mit zusätzlichen Zutaten wie Kräutern, Gewürzen, Fruchtsäften oder Tee-Extrakten.
Warum entalkoholisierter Wein in Proxy-Weinen?
Entalkoholisierter Wein bietet einige Vorteile für Proxy-Weine:
- Authentische Weinstruktur – Durch die Verwendung von entalkoholisiertem Wein bleibt ein Teil der typischen Weinstruktur erhalten, insbesondere die Tannine und die mineralische Tiefe.
- Verbesserte Komplexität – Während rein auf Fruchtsäften und Tee basierende Proxy-Weine oft eine gewisse Geschmacksdichte fehlt, kann die Kombination mit entalkoholisiertem Wein eine tiefere, vielschichtigere Aromatik erzeugen.
- Bessere Akzeptanz bei Weintrinkern – Wer echten Wein gewohnt ist, findet den Geschmack von Proxy-Weinen manchmal zu weit entfernt. Entalkoholisierter Wein bringt eine Vertrautheit ins Spiel, die den Umstieg erleichtert.
Fazit
Proxy-Weine sind mehr als nur eine alkoholfreie Alternative – sie sind eine eigene Getränkekategorie, die mit Kreativität und Handwerkskunst ein sensorisches Erlebnis schafft. Ob sie den traditionellen Wein verdrängen oder nur eine Nische bedienen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Welt des Weingenusses wird vielfältiger und experimenteller denn je.