Rosé – Ein Wein für alle Jahreszeiten und als Speisenbegleiter
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 17.05.2025

Roséwein hat sich vom reinen Sommerklassiker zum vielseitigen Ganzjahreswein entwickelt. Was früher vor allem als leichter Terrassenwein galt, überzeugt heute durch Stilvielfalt, Tiefe und Charakter. Dank unterschiedlicher Produktionsmethoden – von zart gepresst bis kraftvoll extrahiert – bietet Rosé für nahezu jeden Geschmack den passenden Stil. Diese Vielfalt macht ihn auch zu einem hervorragenden Speisenbegleiter: ob zur mediterranen Küche, asiatischen Aromen oder zur deftigen Vesperplatte – Rosé passt. Doch wie entsteht diese Bandbreite an Roséweinen? Und worin unterscheiden sich Begriffe wie Saignée, Rotling oder Schillerwein? Ein Blick in die Keller der Winzer gibt Aufschluss.
Die klassische Methode: Kurze Maischestandzeit
Die häufigste Methode zur Herstellung von Roséwein ist die kurze Maischestandzeit. Hier werden ausschließlich rote Trauben verwendet. Nach der Lese werden sie angequetscht und der entstandene Most bleibt nur kurze Zeit – meist wenige Stunden – mit den farbgebenden Beerenschalen in Kontakt. Die genaue Dauer bestimmt die spätere Farbintensität des Weins, die von zartem Lachrosa bis hin zu kräftigem Himbeerton reichen kann.
Nach dieser kurzen Phase wird der Most abgepresst und anschließend wie ein Weißwein kühl vergoren. Das Ergebnis sind frische, fruchtbetonte Roséweine mit lebendiger Säure und feinem Trinkfluss – perfekt für warme Tage, aber auch vielseitig einsetzbar in der Speisenbegleitung.
Das Saignée-Verfahren: Ausdrucksstark und konzentriert
Wesentlich intensiver und körperreicher präsentiert sich Rosé aus dem Saignée-Verfahren – vom französischen saigner („bluten“). Dabei handelt es sich um einen Teilabzug des Mosts aus der Rotweinproduktion. Ziel ist es, den Rotwein durch die Reduktion des Saftanteils zu konzentrieren – der „abgeblutete“ Most wird separat als Roséwein ausgebaut. Das Resultat ist ein kräftiger Rosé mit mehr Tiefe, Struktur und oftmals einem Hauch von Tannin.
In Spanien und Italien hat dieses Verfahren ebenfalls Tradition, wenn auch unter anderen Namen: In Spanien spricht man von Lágrima („Träne“) und in Italien von Lacrima. Beide Begriffe beschreiben ursprünglich den frei ablaufenden Most aus unzerdrückten Trauben, der besonders rein und aromatisch ist. Zwar wird dieser Ausdruck heute nicht immer im technischen Sinne verwendet, aber die Assoziation mit Qualität und Feinheit bleibt bestehen – auch bei Roséweinen.
Direktpressung: Zart und elegant
Eine weitere Möglichkeit, Rosé zu erzeugen, ist die Direktpressung. Dabei werden rote Trauben sofort nach der Lese gepresst, ohne jegliche Standzeit auf der Maische. Da der Kontakt mit den Schalen minimal ist, erhält der Wein nur einen sehr blassen Roséton – fast weiß mit rosigem Schimmer. Stilistisch entstehen so sehr helle, elegante und trockene Rosés, die häufig als „Blanc de Noirs“ bezeichnet werden, insbesondere wenn sortenreiner Spätburgunder (Pinot Noir) verwendet wird.
Rotling und Schillerwein: Gemeinsam gekeltert, nicht gemischt
Neben den klassischen Roséverfahren gibt es in Deutschland zwei Sonderformen, die oft fälschlich als Rosé bezeichnet werden: Rotling und Schillerwein.
Ein Rotling entsteht durch das gemeinsame Keltern von weißen und roten Trauben. Anders als bei Cuvées, bei denen fertige Weine vermischt werden (was in der EU bei Stillweinen nicht zur Herstellung von Rosé erlaubt ist), werden die Trauben hier gemeinsam verarbeitet. Typisch ist eine leuchtende, hellrote Farbe und ein unkomplizierter, frischer Charakter. Rotling ist vor allem in Franken und Sachsen verbreitet, wo er unter regionalen Bezeichnungen wie Schieler (Sachsen) bekannt ist.
Der Schillerwein ist eine württembergische Spezialität und streng geregelt: Auch hier werden rote und weiße Trauben gemeinsam gekeltert, allerdings müssen sie aus demselben Weinberg stammen. Der Name „Schiller“ spielt auf die schillernde Farbe an, die je nach Rebsorten und Jahrgang von zartrosa bis kupferfarben variieren kann. Auch in Baden findet sich eine Variante dieses Typs unter dem Namen Badisch Rotgold, hier meist aus Grauburgunder und Spätburgunder.
Welcher Rosé-Typ zu welchen Speisen?
Die Vielfalt an Rosé-Stilen eröffnet auch in der Küche spannende Kombinationen. Vom leichten Aperitif bis zum kräftigen Hauptgang – Roséweine sind hervorragende Begleiter zu vielen Gerichten. Hier einige Empfehlungen:
Klassischer Rosé (kurze Maischestandzeit)
Leicht, frisch und fruchtbetont – ideal für die unkomplizierte Küche:
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Antipasti, Tapas, sommerliche Salate
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Gegrillter Fisch oder Garnelen
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Ziegenkäse, Frischkäse-Variationen
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Pizza Margherita oder Pasta mit Tomaten-Basilikum-Sauce
Saignée-Rosé (kräftig und strukturiert)
Mehr Tiefe, mehr Körper – perfekt für aromenreiche Speisen:
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Gebratene Entenbrust oder rosa Lamm
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Würzige Gerichte aus der orientalischen oder asiatischen Küche (z. B. Thai-Curry, Tajine)
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Herzhafte Gemüsegerichte wie Ratatouille oder gefüllte Auberginen
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Hartkäse wie Manchego oder gereifter Comté
Direktpressung (zart, elegant, oft sehr trocken)
Fein und leicht – besonders gut zu subtilen Aromen:
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Jakobsmuscheln, Sushi oder Sashimi
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Geflügel in hellen Saucen
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Quiches mit Lauch, Spargel oder Zucchini
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Vorspeisenplatten mit Rohschinken, Melone und leichten Dips
Rotling & Schillerwein (würzig, lebendig, regional geprägt)
Oft etwas herzhafter, mit rustikalem Charme – ideal zur deftigen Küche:
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Vesperplatten mit Wurst, Schinken und Käse
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Schwäbischer Zwiebelkuchen, Flammkuchen oder Speckkuchen
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Grillgerichte mit Würstchen, Schweinenacken oder Spießbraten
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Hausmannskost wie Linsen mit Spätzle oder Maultaschen