Schärfer trinken: Der „Spicy Sauvy B“ und die Jalapeño-Revolution im Weinglas
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 04.07.2025

Es gibt Momente, in denen man sich fragt: Haben wir nicht schon alles gesehen? Und dann sitzt man da, das Handy in der Hand, scrollt durch TikTok – und plötzlich kippt jemand Jalapeño-Scheiben in seinen Sauvignon Blanc. Willkommen im Zeitalter des Spicy Sauvy B!
Die Idee ist so einfach, dass sie fast genial wirkt (oder zumindest nach dem dritten Glas): Man nehme einen fruchtig-frischen Sauvignon Blanc, schnibble ein paar Jalapeños rein – und fertig ist der neue Sommerhit im Glas. Der Wein bekommt durch die Chili eine feine Schärfe, der Gaumen ein kleines Abenteuer, und das Instagram-Story-Highlight ein neues Motiv.
Der Trend stammt – wie könnte es anders sein – aus den USA, wo kulinarische Grenzen traditionell etwas dehnbarer sind. Kalifornische Influencer haben es vorgemacht, und plötzlich ist der „Spicy Sauvy B“ auch bei uns Thema. In New York, London und Berlin servieren hippe Bars den Drink inzwischen ganz selbstverständlich. Fehlt nur noch der Jalapeño-Garnitur-Stick mit Mini-Sonnenschirmchen.
Die klassische Weinszene? Sie ringt derweil kollektiv um Fassung. „Wein ist Kultur, kein mexikanischer Straßenimbiss!“, hört man es empört raunen. Aber mal ehrlich: Wenn Wein so viel Spaß macht, dass sogar die Generation TikTok sich freiwillig Sauvignon Blanc einschenkt – soll uns das nicht recht sein? Besser als der nächste künstlich aromatisierte Hard Seltzer allemal.
Und mal ganz unter uns: Es schmeckt gar nicht mal schlecht. Die grüne Paprika-Note des Sauvignon Blanc verträgt sich mit dem Chili-Kick erstaunlich gut. Ein bisschen so, als ob der Wein in Mexiko Urlaub macht.
Ob der Spicy Sauvy B bleibt? Wer weiß. Aber eins steht fest: Wenn das nächste Mal jemand fragt, ob Sie Ihren Wein lieber trocken oder lieblich mögen, können Sie antworten: Ich nehm’ ihn spicy.