Lagrein: Südtirols Geheimtipp für Rotweinliebhaber & Ausblick auf den Jahrgang 2024
- Guido Lindemeyer
- MAGAZIN
- 11.10.2024
Hast du schon mal von Lagrein gehört? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, diese Südtiroler Perle kennenzulernen. Lagrein ist eine fast ausschließlich in Südtirol beheimatete Rotweinsorte, die sich still und heimlich zu einem echten Juwel gemausert hat. Einst als einfacher Massenwein belächelt, spielt Lagrein heute in der obersten Liga mit und verführt Gaumen weltweit.
Ein bisschen Geschichte gefällig?
Der Name Lagrein leitet sich vermutlich vom italienischen "Vallagarina" ab – dem südlichen Teil des Etschtals. Mit gerade mal 718 Hektar Anbaufläche weltweit ist Lagrein eine echte Rarität. Davon entfallen satte 476 Hektar auf Südtirol. Außerhalb dieser Region? Fast Fehlanzeige! Ein paar mutige Winzer in anderen Ländern experimentieren zwar mit der Rebsorte, aber Lagrein bleibt ein echtes Südtiroler Unikat.
Familienbande und Herkunft
Die genetische Herkunft des Lagreins ist noch nicht ganz geklärt, aber DNA-Analysen haben gezeigt, dass Teroldego zu seinen Elternsorten gehört. Der zweite Elternteil? Vermutlich eng verwandt mit Vernatsch, den viele auch als Schiava oder Trollinger kennen. Wer also mal einen Teroldego aus dem Trentino probiert, kann spannende Ähnlichkeiten entdecken.
Was macht Lagrein so besonders?
Lagrein-Reben sind kräftige Kerle. Sie wachsen schnell, sind robust und lieben karge Böden mit viel Kies und Schotter – genau das, was die Talsohle rund um Bozen zu bieten hat. Bekannte Weinorte wie Gries, Kaltern oder Tramin sind perfekte Spots für diese anspruchsvolle Rebsorte. Sie braucht Wärme und eine lange Reifezeit, weshalb die Trauben meist erst zwischen September und Oktober geerntet werden.
Die Ernte 2024: Herausforderungen und Hoffnungen
Dieses Jahr war für Südtirols Weinbäuerinnen und -bauern ein echtes Auf und Ab. Die kühlen, verregneten Monate im Frühjahr und Frühsommer haben den Reben zugesetzt und die Gefahr von Reb- und Traubenkrankheiten erhöht. Doch der heiße August hat vieles wieder ins Lot gebracht. Andreas Kofler, Präsident des Konsortiums Südtirol Wein, zeigt sich optimistisch: „Die ersten Erkenntnisse zur diesjährigen Ernte deuten alle darauf hin, dass wir durchaus zuversichtlich sein dürfen.“
Gerade für den Lagrein, der eine lange Reifezeit benötigt, könnte sich der warme Spätsommer als Segen erweisen. Die Weinlese hat bereits mit den Trauben für die Sektgrundweine und ersten frühreifen Sorten begonnen. In den kommenden Wochen werden auch die Lagrein-Trauben geerntet, und wir dürfen gespannt sein, was der Jahrgang 2024 für uns bereithält.
Qualität durch Handarbeit
Wieder einmal hat sich gezeigt, wie wertvoll die überschaubaren Familienbetriebe in Südtirol sind. Mit viel Zeit, Arbeit und Know-how widmen sich die Winzer jeder einzelnen Rebe. Die konsequente Ertragsreduzierung, oft durch eine "Grüne Lese", ermöglicht es, Weine mit hoher Konzentration und Komplexität zu produzieren. Nach 12 bis 24 Monaten Reife in Barrique-Fässern oder großen Holzfässern kommen diese Schätze dann auf den Markt.
Geschmack, der begeistert
Lagrein ist ein wahrer Augenschmaus: tiefrote bis granatrote Farbe mit violetten Reflexen – ein echter Hingucker im Glas. In der Nase tummeln sich Aromen von dunklen Beeren, Kirschen und Pflaumen, begleitet von Veilchen, Gewürzen und manchmal sogar Schokolade. Am Gaumen zeigt er sich vollmundig und elegant, mit einer erfrischenden Säure, die Lust auf mehr macht.
- Alkoholgehalt: 12–14 % Vol.
- Säuregehalt: 5–7 g/l
- Restzucker: 0–10 g/l
Diese Werte zeigen, wie perfekt ausbalanciert Lagrein ist – ein Zusammenspiel von Frucht, Säure und Körper.
Der perfekte Begleiter
Dank seiner Struktur und Aromatik passt Lagrein hervorragend zu kräftigen Gerichten. Denk an Südtiroler Spezialitäten wie Schinken, Speck und reifen Käse. Aber auch zu rotem Fleisch, Wild und herzhaften Schmorgerichten ist er ein Volltreffer. Ein gereifter Lagrein zu einem saftigen Steak vom Grill? Ein Traum!
Wusstest du schon?
Fun Fact: Über Jahrhunderte bezog sich der Name Lagrein eigentlich auf eine weiße Rebsorte, vermutlich den Savagnin Blanc, auch bekannt als Traminer. Heute meinen wir mit Lagrein fast immer den "Blauen Lagrein", also die rote Variante. Und obwohl sie denselben Namen tragen, sind der rote und der weiße Lagrein genetisch nicht miteinander verwandt. Verrückt, oder?
Südtirol Wein blickt optimistisch in die Zukunft
Trotz der Herausforderungen in diesem Jahr ist die Stimmung unter den Südtiroler Winzern positiv. Andreas Kofler betont, dass die Südtiroler Weinproduzenten gut gerüstet sind, um den hart umkämpften Weinmärkten zu begegnen. Der Trend geht hin zu frischen Weiß- und leichten Rotweinen – genau das, was Südtirol zu bieten hat. Die Marke Südtirol Wein ist stark aufgestellt und bewegt sich im mittleren und oberen Preissegment, gerechtfertigt durch die hohe Qualität der Weine.
Fazit
Lagrein ist mehr als nur ein Rotwein – er ist ein Stück Südtiroler Kultur und Tradition. Mit seiner einzigartigen Geschichte und dem handwerklichen Können der Winzer hat er das Potenzial, jeden Weinliebhaber zu begeistern. Die Ernte 2024 verspricht spannende Weine, und wir können es kaum erwarten, sie zu verkosten.
Also, warum nicht beim nächsten Weinkauf einen Lagrein probieren? Bei genuss7.de findest du garantiert den passenden Tropfen. Prost!