Super Toskaner - der Überblick
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 29.02.2024

Was sind die sogenannten Supertoskaner?
Die sogenannten "Super Toskaner" sind mit die begehrtesten Weine aus der Toskana. Der Begriff "Super Toskaner" entstand in den 1970er Jahren, als einige experimentierfreudige Winzer begannen, Wein zu produzieren, der von den strengen Regeln der traditionellen italienischen Weinherstellung abwich.
Traditionell waren italienische Weine durch das System der Weinbauvorschriften DOC (Denominazione di Origine Controllata) und DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita) geregelt, das bestimmte Rebsorten und Produktionsmethoden vorschrieb. Die Winzer in der Toskana wollten jedoch mehr Freiheit bei der Auswahl der Rebsorten und der Vinifizierungstechniken haben, um Weine höchster Qualität zu erzeugen.
Die Super Toskaner zeichnen sich oft durch die Verwendung internationaler Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah aus, die in vielen Fällen mit den traditionellen toskanischen Rebsorten wie Sangiovese verschnitten werden. Ein weiteres Merkmal der Super Toskaner ist ihre Reifung in Barriques, die oft aus französischer Eiche hergestellt werden.
Die 3 Wegbereiter
Begonnen hat alles mit 2 Winzern, die 1968 den Schritt wagten und Weine erzeugten, die nicht den DOC-Bestimmungen entsprachen. Zum einen war es Enzo Morganti, Betriebsleiter bei San Felice. Der hingegen der Bestimmungen seinen Vigorello reinsortig aus Sangiovese erzeugte und nicht wie vorgeschrieben mit Malvasia und/oder Trebbiano vermählte. Ende der 1970er Jahre vermählte er in seinem Vigorello den Sangiovese mit Cabernet Sauvignon und Merlot, was ebenfalls nicht den Bestimmungen entsprach.
Zum anderen war es Mario Incisa della Rocchetta auf seiner Tenuta San Guido, welcher ein Faible für Weine aus dem Bordelais hatte. Er baute daher auf seinem Weingut schon Anfang der 1960er Jahre Cabernet Sauvignon an und füllte ihn reinsortig ab. 1968 war der erste offizielle Jahrgang des Sassicaia und er war der eigentliche Wegbereiter einer ganzen Reihe von Supertoskanern die ihm folgten.
1971 folgte dann Marchese Piero Antinori mit seinem Tignanello, auch er erzeugte, wie San Felice, seinen Rotwein nur aus Sangiovese und setzte zum Ausbau Barriques ein. Das kleine Eichenfass war damals in der Toskana nicht üblich und somit ein Zeichen von Innovation und Mut.
Die Weine erzielten bereits sehr früh Höchstpreise, obwohl sie nicht den DOC-DOCG-Status hatten, sondern als IGT (Landwein) oder Vino da Tavola (Tafelwein) deklariert wurden. Der Erfolg beflügelte viele Winzer der Toskana ebenfalls internationale Rebsorten anzubauen und im Barrique auszubauen. Heute gibt es weit mehr als 100 Supertoskaner, einige davon sogar noch zu sehr vernünftigen Preisen.
Die für mich wichtigsten 30 Supertoskaner, sortiert nach dem ersten Jahrgang
Vigorello 1968
Sassicaia 1968
Tignanello 1971
Le Pergole Torte 1971
Solaia 1978
Grattamacco 1979
Sammarco 1979
Cepparello 1980
Camartina 1981
Fontalloro 1983
Percarlo 1983
Ornellaia 1985
L'Apparita 1985
Masseto 1986
Grifi 1986
Saffredi 1987
Brancaia Il Blu 1988
Torrione 1988
Guado al Tasso 1990
Caberlot 1991
Il Carbonaione 1992
Siepi 1992
Anagallis 1993
Luce della Vite 1993
Messorio 1994
Petrolo Galatrona 1994
Tua Rita Redigaffi 1994
Oreno 1999
Ca´Marcanda 2000
Biserno 2006
Fazit
Die Super Toskaner haben sich zu einigen der begehrtesten und teuersten Weine Italiens entwickelt, da sie eine Kombination aus Tradition und Innovation darstellen. Sie bieten Weinliebhabern auf der ganzen Welt ein unvergleichliches Geschmackserlebnis und spiegeln die Leidenschaft und das Talent der Winzer der Toskana wider.