Tonic Water: Die bittere Erfrischung - inklusive Rezept zum Selbermachen
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 13.06.2025

Wer heute ein Glas Gin Tonic in der Hand hält, genießt längst mehr als nur ein Trendgetränk – er kostet ein Stück Geschichte. Tonic Water, das heute in zahllosen Varianten in Bars und Supermärkten steht, hat seinen Ursprung nicht in der Welt der Mixgetränke, sondern in der Medizin. Und das bitter-spritzige Getränk hat einen weiten Weg hinter sich: von den Tropen des britischen Empires bis in unsere modernen Cocktailgläser.
Der Ursprung: Medizin gegen Malaria
Die Wurzeln des Tonic Waters liegen im 17. Jahrhundert – genauer gesagt im Dschungel Südamerikas. Indigene Völker nutzten die Rinde des Chinarindenbaums (Cinchona), um Fieber zu lindern. Spanische Jesuitenmissionare brachten diese Praxis nach Europa. Die Chinarinde enthält Chinin, einen natürlichen Bitterstoff, der sich als wirksam gegen Malaria erwies.
Im 19. Jahrhundert griffen britische Kolonialbeamte in Indien regelmäßig zu Chinin als Malariaprophylaxe. Da das reine Chininwasser jedoch unangenehm bitter schmeckte, wurde es mit Zucker, Zitrone und Sodawasser gemischt – das Tonic Water war geboren. Um den medizinischen Trunk erträglicher zu machen, mischten ihn einige Briten bald mit Gin, was dem berühmten Gin Tonic den Weg bereitete.
Vom Heilmittel zum Lifestyle-Getränk
Heute wird Chinin meist in deutlich geringerer Dosis eingesetzt und dient nur noch der Geschmacksgebung. Der markante, trockene Bitternis-Ton bleibt jedoch das Erkennungsmerkmal jedes echten Tonic Waters. Während lange Zeit nur wenige industrielle Varianten erhältlich waren, hat die Renaissance der Gin-Kultur seit den 2010er Jahren auch dem Tonic Water zu neuer Popularität verholfen.
Hersteller weltweit experimentieren mit floralen, fruchtigen oder herben Noten – von Gurke über Rosmarin bis Holunderblüte. Doch für Puristen zählt vor allem eines: eine feine Perlage, gut eingebundene Bitternoten und eine harmonische Balance aus Süße und Frische.
Rezept: Tonic Water selber machen
Wer gerne experimentiert oder den intensiven Geschmack klassischer Tonics bevorzugt, kann sich sein eigenes Tonic Water zu Hause ansetzen. Die Herstellung ist überraschend einfach – benötigt aber einige spezielle Zutaten.
Zutaten für ca. 1 Liter Tonic-Sirup:
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10 g Chinarinde (getrocknet, in Apotheken oder online erhältlich – auf Reinheit achten!)
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1 Bio-Zitrone (Schale und Saft)
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1 Bio-Limette (Schale und Saft)
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1 Bio-Orange (Schale und Saft)
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2 Stück Zitronengras, angedrückt
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4 Kaffirlimettenblätter
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2 Scheiben frischer Ingwer
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500 ml Wasser
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350 g Zucker
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1 TL Zitronensäure (für längere Haltbarkeit)
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3–4 Kardamomkapseln
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1 TL Wacholderbeeren
Zubereitung:
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Alle Zutaten (außer Zucker und Zitronensäure) in einem Topf mit dem Wasser aufkochen.
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Bei niedriger Hitze etwa 20–25 Minuten köcheln lassen.
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Den Sud abseihen – durch ein feinmaschiges Sieb, Kaffeefilter oder Mulltuch – und gut ausdrücken.
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Den gefilterten Sud erneut erhitzen, Zucker und Zitronensäure zugeben und auflösen.
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Den Sirup heiß in sterile Flaschen füllen und kühl lagern.
Anwendung:
Für ein Glas Tonic Water mischt man etwa 1 Teil Sirup mit 4–5 Teilen kohlensäurehaltigem Wasser – je nach Geschmack.