Verschlusssache - Kork & Co.
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Jochen Mössner
- MAGAZIN
- 24.10.2024
Weinflaschenverschlüsse: Ein umfassender Vergleich
Die Wahl des Verschlusses für Weinflaschen ist entscheidend für die Qualität des Weins und dessen Lagerfähigkeit. Traditionell war der Naturkork die bevorzugte Wahl, doch Alternativen wie Schraubverschlüsse, Kunststoffkorken, Glasverschluss und DIAM-Korken sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Jede dieser Verschlussarten hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die sowohl die Lagerung als auch den Geschmack des Weins beeinflussen. Interessanterweise kann es auch bei alternativen Verschlüssen in seltenen Fällen zu TCA-Kontaminationen kommen, die traditionell vor allem mit Naturkork assoziiert werden.
1. Naturkorken
Vorteile
Naturkorken bieten die Möglichkeit, dem Wein eine minimale Sauerstoffzufuhr zu gewähren, was bei vielen Weinen zur weiteren Reifung beiträgt. Der Naturkork gilt als nachhaltige Ressource, da die Korkeiche nicht gefällt werden muss, um die Rinde zu gewinnen, und der Kork biologisch abbaubar ist. Für viele Weintrinker gehört das Korkenziehen und die traditionelle Ästhetik des Naturkorks zum Weinerlebnis.
Nachteile
Der größte Nachteil des Naturkorkens ist das Risiko der TCA-Kontamination, auch bekannt als "Korkschmecker". TCA (2,4,6-Trichloranisol) kann den Wein ungenießbar machen, indem er einen muffigen oder feuchten Kellergeruch verursacht. Dieses Problem tritt bei etwa 1-3% der Weine mit Naturkork auf. Zudem kann der Korken austrocknen, brechen oder in die Flasche bröckeln, was die Handhabung erschwert.
2. DIAM-Kork
Vorteile
Der DIAM-Kork ist eine technologische Weiterentwicklung des Naturkorks. Er besteht aus Korkgranulat, das in einem speziellen Verfahren gereinigt wird, um TCA und andere Verunreinigungen vollständig zu entfernen. DIAM-Korken bieten damit die Vorteile eines Naturkorkens – kontrollierte Sauerstoffzufuhr und das angenehme Öffnungserlebnis – ohne das Risiko von Korkschmeckern. Sie sind zudem in unterschiedlichen Sauerstoffdurchlässigkeitsgraden erhältlich, was es den Winzern ermöglicht, den Reifeprozess des Weins präzise zu steuern.
Nachteile
Obwohl das spezielle Reinigungsverfahren bei DIAM-Korken TCA weitgehend eliminiert, ist es theoretisch möglich, dass TCA durch andere Quellen (wie Verpackung oder Lagerung) in den Wein gelangt. Diese Fälle sind jedoch extrem selten. Auch wenn DIAM viele Probleme des Naturkorks löst, ist er in der Herstellung aufwendiger und teurer als Schraubverschlüsse oder Kunststoffkorken.
3. Schraubverschluss
Vorteile
Schraubverschlüsse sind besonders bei Weißweinen und jungen Rotweinen beliebt, die nicht für lange Lagerzeiten gedacht sind. Sie sind einfach zu handhaben, lassen sich problemlos öffnen und wiederverschließen und sorgen für eine dichte Versiegelung, die den Wein über lange Zeit frisch hält. Da so gut wie kein Sauerstoff eindringt, bleibt der Wein in einem konstanten Zustand. Inzwischen gibt es aber einige Winzer die auch ihre hochwertigen Weine mit Edelschraubverschluss verschliessen.
Nachteile
Obwohl Schraubverschlüsse als praktisch gelten, haben sie bei vielen Weinliebhabern immer noch ein Imageproblem und werden mit günstigeren Weinen in Verbindung gebracht. Außerdem bieten sie keine kontrollierte Sauerstoffzufuhr, was bedeutet, dass Weine nicht auf die gleiche Weise reifen wie bei einem Korkverschluss. In seltenen Fällen kann es jedoch auch bei Schraubverschlüssen zu TCA-Kontaminationen kommen, wenn die Flaschen oder Lagerbedingungen mit TCA belastet sind.
4. Kunststoffkorken
Vorteile
Kunststoffkorken bieten eine günstige und praktische Alternative zu Naturkorken und sind frei von TCA, da sie synthetisch hergestellt werden. Sie sind leicht in der Handhabung und benötigen keine spezielle Lagerung. Kunststoffkorken sind in der Regel stabiler als Naturkorken, was das Risiko von Bröckeln oder Korkschmeckern eliminiert.
Nachteile
Ein großes Problem bei Kunststoffkorken ist, dass sie mehr Sauerstoff durchlassen als Naturkorken oder DIAM-Korken, was dazu führen kann, dass der Wein schneller oxidiert und seinen Geschmack verliert. Besonders bei Weinen, die für eine längere Lagerung gedacht sind, ist dies ein Nachteil. Außerdem tragen sie zur Umweltbelastung bei, da sie nicht biologisch abbaubar sind. Auch bei Kunststoffkorken besteht ein minimales Risiko, dass durch Umgebungsfaktoren TCA in den Wein gelangt, wenngleich dies äußerst selten ist.
5. Glasverschluss (Vinolok)
Vorteile
Glasverschlüsse sind die edelste und innovativste Variante unter den Weinverschlüssen. Sie verhindern vollständig den Kontakt des Weins mit Sauerstoff und sind absolut neutral in Bezug auf den Geschmack. Der Glasverschluss ist wiederverwendbar, dichtet die Flasche sicher ab und wird häufig bei Premium-Weinen verwendet, da er auch ästhetisch ansprechend ist.
Nachteile
Die Kosten für Glasverschlüsse sind deutlich höher als für andere Verschlüsse, was sie in der Massenproduktion weniger attraktiv macht. Zudem erfordern sie spezielle Flaschenhals-Designs und können in der Handhabung weniger praktisch sein als Schraubverschlüsse. TCA-Kontaminationen sind bei Glasverschlüssen extrem selten, können jedoch theoretisch durch die Verpackung oder Lagerumstände verursacht werden.
Mein Fazit
Ich persönlich bin ein Freund des Schraubverschlusses, welcher aus meiner Sicht aus mehreren Gründen der beste Verschluss ist.
Ein wesentlicher Vorteil des Schraubverschlusses liegt in seiner extrem dichten Versiegelung. Während Naturkorken und andere Korkalternativen eine gewisse Menge Sauerstoff in die Flasche lassen, was die Reifung des Weins beschleunigen kann, verhindert der Schraubverschluss weitgehend den Sauerstoffeintritt. Dies führt zu einer langsamen und kontrollierten Reifung.
Ebenfalls hat ein Korken ob aus Korkeiche, Kunststoff oder DIAM einen Eigengeschmack. Ein Edelschraubverschluss, wie z.B. der Stelvin-Cap des französischen Herstellers Péchiney sind so gut wie geschmacksneutral. Damit sind die Aromen im Wein unverfälschter, also reintöniger.
Über die Jahre hinweg habe ich die Weine von Martin Tesch verkostet, der schon sehr lange auf den Schrauber setzt. So sind seine Lagenweine aus 2009 jetzt 15 Jahre alt und sie sind unter dem Schraubverschluss wunderbar gereift und reintönig.
Meiner Erfahrung nach sind die Flaschenvarianzen ebenfalls verschwindend gering, welche bei anderen Verschlussarten oft deutlich höher liegen.
Der Schraubverschluss ist die günstigste Variante und eine angebrochene Flasche kann ich bis zum vollkommenen Verzehr liegend im Kühlschrank lagern.
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