Weinbau in Kroatien – Tradition, Vielfalt und neue Perspektiven

Weinbau in Kroatien

Kroatien, ein Land mit einer jahrtausendealten Weinbautradition, gehört zu den spannendsten Weinnationen Europas. Von der adriatischen Küste bis ins kontinentale Hinterland erstrecken sich vielfältige Anbaugebiete mit autochthonen Rebsorten, die das Land zu einem Geheimtipp für Weinliebhaber machen.

Geschichte des Weinbaus in Kroatien

Die Wurzeln des kroatischen Weinbaus reichen mehr als 2.500 Jahre zurück. Bereits die Illyrer und später die Griechen pflanzten Reben an der dalmatinischen Küste. Die Römer entwickelten den Weinbau weiter und förderten seine Verbreitung in den nördlichen Regionen. Während des Mittelalters spielten Klöster eine Schlüsselrolle, bevor die osmanische Herrschaft den Weinanbau in einigen Gebieten zurückdrängte. In der habsburgischen Ära erlebte der kroatische Weinbau einen Aufschwung, wurde aber im 19. Jahrhundert durch die Reblauskrise stark geschwächt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte die staatlich gelenkte Massenproduktion, bis Kroatien in den 1990er Jahren seine Unabhängigkeit erlangte. Seitdem setzen Winzer verstärkt auf Qualität, regionale Besonderheiten und nachhaltigen Weinbau, was das Land international immer bekannter macht.

Weinbaugebiete und Rebfläche

Kroatien verfügt über eine Rebfläche von rund 22.500 Hektar. Die Weinlandschaft lässt sich grob in zwei Hauptregionen unterteilen:

  1. Kontinentales Kroatien (Inlandregionen)

    • Liegt im Norden und Osten des Landes, beeinflusst von einem gemäßigten kontinentaleuropäischen Klima.
    • Hier dominieren frische Weißweine sowie einige kräftige Rotweine.
    • Wichtige Unterregionen: Slawonien, Zagorje, Međimurje, Plešivica, Podunavlje, Moslavina.
  2. Küstenregion (Adriatische Region)

    • Umfasst Dalmatien, Istrien und die Kvarner-Bucht.
    • Mediterranes Klima mit heißen Sommern und milden Wintern, ideal für kraftvolle Rotweine und mineralische Weißweine.
    • Wichtige Unterregionen: Istrien, Dalmatien (Pelješac, Hvar, Korčula, Vis), Kvarner-Inseln.

Wichtigste Rebsorten

Kroatien ist reich an autochthonen (einheimischen) Rebsorten, die das Terroir einzigartig widerspiegeln:

  • Weiße Rebsorten:

    • Graševina (Welschriesling): Die meistangebaute Weißweinsorte, vor allem in Slawonien und dem Norden.
    • Malvazija Istarska: Fruchtig-mineralischer Weißwein aus Istrien, international anerkannt.
    • Pošip: Hochwertige dalmatinische Sorte mit tropischer Frucht und feiner Säure.
  • Rote Rebsorten:

    • Plavac Mali: Die wichtigste rote Traube Dalmatiens, bekannt für kraftvolle, würzige Rotweine.
    • Babić: Eine robuste Sorte, die tiefdunkle, tanninreiche Weine hervorbringt.
    • Teran: Eine istrische Spezialität mit hohem Säuregehalt und würziger Note.
    • Crljenak Kaštelanski (Zinfandel/Primitivo): Diese Rebsorte stammt ursprünglich aus Kroatien und wurde erst Anfang der 2000er Jahre als genetischer Vorfahre von Primitivo (Italien) und Zinfandel (USA) identifiziert. Heute wird sie wieder vermehrt in Dalmatien angebaut und ergibt fruchtbetonte, elegante Rotweine mit einer charakteristischen Würze.

Neben den autochthonen Sorten werden auch internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Chardonnay angebaut, die oft mit einheimischen Trauben verschnitten werden.

Fazit

Der kroatische Weinbau verbindet Tradition mit Innovation und setzt zunehmend auf Qualität und nachhaltige Produktion. Durch den Fokus auf autochthone Rebsorten und moderne Kellertechnik wird das Land immer häufiger auf der internationalen Weinbühne wahrgenommen. Besonders die Wiederentdeckung von Crljenak Kaštelanski, der ursprünglichen Zinfandel/Primitivo-Rebe, zeigt, welch historische Bedeutung Kroatien für den weltweiten Weinbau hat. Wer die Vielfalt Kroatiens entdecken möchte, findet in den Weinen des Landes einen perfekten Ausdruck seiner landschaftlichen und kulturellen Identität.

Jochen Mössner

Weinexperte / Einkaufsleiter