Weißwein: Die Kunst des minimalen Schalenkontakts
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genuss7.de Redaktion
- MAGAZIN
- 01.01.2024

Weißwein, bekannt für seine helle Farbe, hebt sich nicht nur durch die verwendeten Rebsorten von Rotwein und Rosé ab. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal liegt in der traditionellen Produktionsweise. Interessanterweise lässt sich diese Methode auch bei roten Trauben anwenden, obwohl sie nicht die einzige Option für die Herstellung von Weißwein darstellt. Die Vielfalt in diesem Bereich ist groß: Sie reicht vom klassischen Weißwein über Blanc de Noirs bis hin zum trendigen Orange Wein.
Natürlich fällt zuerst die Farbe ins Auge, wenn man Weißwein von Rotwein und Rosé abgrenzt. Das schaffen somit auch die Laien unter uns. Aber es ist nicht allein die helle, oft ins Grüne spielende Farbe der Rebsorte, die den Weißwein charakterisiert. Vielmehr ist es die spezielle Art der Weinbereitung, die selbstredend auch zur charakteristischen weißen Farbgebung des Weines beiträgt.
Die Geheimnisse hinter der Farbe des Weißweins
Die Farbstoffe, die für die Färbung verantwortlich sind, befinden sich in der Schale der Trauben. Während Rotweine ihre charakteristische Farbe durch längeren Schalenkontakt erhalten, streben Weißweine nach zarten Gelbtönen, oft mit grünlichen, goldenen oder bernsteinfarbenen Nuancen. Dies erreicht man, indem der Kontakt des Mosts (des reinen Traubensafts) mit den Schalen so kurz wie möglich gehalten wird. Ein interessantes Beispiel hierfür sind Grauburgunder-Trauben, die trotz ihrer Zugehörigkeit zu den weißen Sorten eine grau-rötliche Färbung aufweisen können.
Grauburgunder: Ein Farbspiel in der Traube
Die Grauburgunder-Trauben zeigen deutlich, dass auch weiße Rebsorten Farbe besitzen können. Dieser Umstand erfordert besondere Aufmerksamkeit im Weinherstellungsprozess. Winzerinnen und Winzer entrappen häufig die hellen Trauben, um den Einfluss der Tannine zu reduzieren. Nach dem Pressen wird der Most schnell abgezogen und die alkoholische Gärung beginnt. Meistens erfolgt die Gärung in Edelstahltanks, um den fruchtigen und frischen Charakter des Weins zu betonen. Aber gerade die grauen Burgunder können auch einen schönen Kuperfton haben, der nicht vom Fassausbau kommt. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Birdie Graubugrunder vom Weingut Klaus Meyer aus der Pfalz.
Weißwein und Holz: Eine seltene Kombination
Die Ausnahme von der Regel
Obwohl die meisten Weißweine nicht in Holzfässern reifen, gibt es hier auch einige Ausnahmen. Einige hochwertige Weißweine, wie bestimmte Weiß- oder Grauburgunder aus Deutschland sowie Chardonnays aus dem Burgund oder Kalifornien, werden in großen Holzfässern vergoren und/oder in kleinen Barriques gereift. Dies geschieht jedoch sehr behutsam, um dem Wein zusätzliche Komplexität und Balance zu verleihen, ohne die frischen Holznoten zu stark hervorzuheben. Einige kalifornische Chardonnays haben aber auch einen richtigen Holzbiss und warten mit starken Holzaromen auf.
Die Aromenvielfalt des Weißweins
Von mineralisch bis fruchtig
Weißweine sind bekannt für ihre mineralischen und frischen Aromen. Die Bodenbeschaffenheit spielt hierbei eine wichtige Rolle, besonders bei Sorten wie Riesling, der die Eigenschaften des Bodens stark im Wein widerspiegelt. Aroma- oder Bukettrebsorten wie Sauvignon Blanc, Muskateller und Gewürztraminer zeichnen sich durch ihre ausgeprägten Fruchtnoten aus.
Die Geschmacksvielfalt: Von trocken bis edelsüß
Die Rolle des Zuckers und der Gärung
Weißwein gibt es in einer Bandbreite von trocken bis edelsüß. Der Schlüssel hierbei ist der Zuckeranteil in den Trauben und die Dauer der Gärung. Bei deutschen Prädikatsweinen ist der Zuckergehalt entscheidend für die Qualitätsstufe. So enthält beispielsweise ein Kabinett weniger Zucker als eine Spätlese oder Trockenbeerenauslese.
Rote Trauben in Weißwein: Blanc de Noirs
Ein Weißwein aus dunklen Trauben
Blanc de Noirs, französisch für "weiß aus schwarzen", sind Weißweine oder helle Schaumweine, die aus dunklen Trauben hergestellt werden. Diese Weine zeigen oft expressivere Fruchtaromen und eine stärkere Struktur als klassische Weißweine. Sie erscheinen einem würziger und voller.
Farbspiele: Orange und Amber Wein
Die Renaissance traditioneller Weinherstellung
In den letzten Jahren hat der Orange Wein für Aufsehen gesorgt. Er wird ähnlich wie Rotwein, aber mit weißen Trauben hergestellt, was ihm eine orange bis bernsteinfarbene Tönung verleiht. In Georgien werden Amber Weine seit Jahrtausenden in großen Tonamphoren hergestellt, was ihnen eine einzigartige Charakteristik verleiht.
In diesem Magazinbeitrag haben wir ein bisschen die faszinierende Welt des Weißweins erkundet, von der sorgfältigen Verarbeitung der Trauben bis hin zu den verschiedenen Geschmacksprofilen, die diese edlen Tropfen bieten können. Weißwein ist wahrlich ein Getränk mit vielen Facetten und Geschichten, die es zu entdecken gilt. Um ein wahrer Kenner zu werden muss man aber vor allem eins tun, Weißwein trinken.
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